Mühlen-Radwanderweg
von Schöllkrippen nach Kahl am Main

Der Mühlen-Radwanderweg, einer der wenigen die ich befahren habe und dennoch einer der schönsten. An seinem Weg liegen eigentlich dutzende Mühlen, doch nur wenige haben überlebt.
Er beginnt eigentlich an der Kahlquelle im Spessart, Landkreis Aschaffenburg. Die Kahlquellen liegen im Kreis Schöllkrippen bei Aschafenburg, direkt am kleinen Weiler mit dem Namen Bamberger Mühle.
Wie der Name schon erklärt, fanden sich hier nach der Quelle direkt Mühlen, die aufgrund der großen Wassermenge, den die Quellen aussch¨tteten, betrieben wurden.
 
Es ist am Besten, wenn man mit dem Auto oder Zug anreist. Es bietet sich dazu der großzügige Park and Ride Platz des Bahnhof Kahl am Main an. Den kann man entweder mit der Bahn, oder mit dem Auto gut erreichen.
Hier steigt man in den Zug der Kahlgrundbahn um, die einen bequem und sicher direkt nach Schöllkrippen ins Herz des Kahlgrundes bringt.
Von hier aus fährt man nun zur Kahlquelle stromaufwärts, oder tritt sogleich in die Pedale stromab, wobei man zwar ein paar Mühlen ausläßt, aber trotzdem noch genügend Mühlen mitnehmen kann.
Allerdings muss man ab und an vom Weg ein wenig abfahren, um den einen oder anderen Standort zu erreichen, kehrt aber dann wieder auf die Radwanderroute zurück.
Einige Seitentäler haben auch schöne Mühlen, was ich an der Heimbaer Mühle und der Eichenberger Mühle aufzeige, aber auch andere Mühlen des weiteren Kreis aufzeigen wollte. Dies sind sicherlich nicht alle Mühlen, denn die meisten Standorte sind nicht mal den Gemeinden selbst bekannt.
Dies durfte ich bei meinen Recherchen erfahren, als ich in Alzenau Informationen zu den Mühlen haben wollte, man mir dort nicht helfen konnte - obwohl die vergessenen Mühlen direkt hinter dem Rathaus am versumpften und verlandeten Mühlgraben lagen. Interesse an einer Mühlenerhaltung gibt es nicht oder nur wenig.
Der Radwanderweg verläuft runde 30 Kilometer entlang der Bahntrasse oder der Kahlaue bis nach Kahl am Main, die Route ist abseits der Hauptstrassen, nur an einigen Stellen ist man genötigt, der Hauptstrasse zu folgen, oder an gut ausgebauten Radwegen direkt an der Hauptstrasse zu folgen.
Bei den Mühlen handelt es sich um Sägemühlen, um Ölmühlen und mit einzelnen Walzenstühlen modernisierte Getreidemühlen, wobei einige davon auch noch gezielt unter Getreidemühlen oder Ölmühlen beschrieben sind.
Erfreulich ist, daß viele der Mühlen noch gut gepflegt sind, während andere Mühlen dem Verfall preis gegeben sind.
So finden sich entlang der Kahl keine kleinen Bauernmühlen, sondern eher mittlere und kleinere Handwerksmühlen, die für die Ortschaften als Umtauschmühlen die Versorgung mit Mehl und Futterschrot übernahmen.
Direkt in Schöllkrippen findet sich daher mit der Forstmühle eine der wenigen Mühlen mit einem oberschlächtigen Wasserrad, welches allerdings von einem Seitenbach angetrieben wird, nicht aber von der Kahl. Doch direkt am Ortseingang finden sich dann zwei Mühlen, nach Schöllkrippen muss man jedoch ein längere Strecke fahren, bis man auf eine Mühle trifft.
Dabei ist diese Mühle erhalten geblieben, wurde nur in das Fränkische Freilandmuseum Bad Windheim umgesetzt. Es handelte sich dabei um eine kleinere Getreidemühle, wo nur noch der landwirtschaftliche Hof geblieben ist.
Radelt man nun Stromab, erreicht man Königshofen und Kaltenbach. Dabei wurde ein Teil der Greismühle aus Königshofen in das Museum nach Gifhorn oder nach Bad Windsheim umgesetzt, dabei wurde scheinbar nur das Wasserrad mitgenommen, denn Radwelle und Einrichtung sind an Ort und Stelle verblieben und werden durch den Ortsverein gepflegt.
In Königshofen/Kaltenbach findet sich dann die Doppelmühle aus Sägemühle und Getreidemühle, die über einen gemeinsamen Zustrom der Kahl bedient werden. Dabei wird die Sägemühle und auch die Getreidemühle ein Stük weit erhalten und stellt als Hochgangsäge mit Holzrahmen mit einzelnem Sägeblatt eine historische Besonderheit im Kahlgrund dar, während die Getreidemühle mit der Einrichtung sich von vielen Mühlen des Kahlgrunds unterscheidet und daher als moderneste der historisch erhaltenen Mühlen erhalten werden konnte.
Stromab gelangt man dann nach Schimborn, wo noch vor einiger Zeit die letzte Getreidemühle in Betrieb war - die Roggemühle Schimborn. Leider liegt die Mühle etwas versteckt und das Wasserrad ist nur durch den Mühlenhof zu erreichen, doch es ist das modernste Unterschlächtige Wasserrad im Kahlgrund, denn es ist wie ein Zuppinger Rad aufgebaut, da das alte Holzwasserrad nach Schäden nicht mehr in Stand zu setzen war. Eine kleine Gruppe regionaler Handwerker baute daraufhin die neue Eisenkonstruktion.
In Mömbris gelangt man nun zur umgesetzten Ölmühle. Das kleine Gebäude stand an anderer Stelle, wurde jedoch für den Bau der Kahlbrücke und der Staatsstrasse an die neue Stelle im Park hinter dem Hotel versetzt und an das Wasser angeschlossen. Die Ölmühle Mömbris stellt ebenfalls ein Kleinod dar, auch wenn diese nicht mehr betrieben wird, da man nach der Umsetzung Schäden des Gebäudes durch die Erschütterungen des Betriebes befürchtet.
Weiter stromab gelangt man nach Fronhofen, wo die Waldmühle versteckt an der Kahl ein einsames und langsam verfallendes Dasein führt. Dabei ist die Getreidemühle eine der wenigen Mühlen, die auf Turbinenantrieb modernisiert worden sind, was auf einen langen Betrieb bis in die 60er Jahre schließen läßt.
Wir folgen jedoch weiter der Route und gelangen so nach Strötzbach. Hier sollte man unbedingt die Route mit dem Abstecher zur Kahlbrücke des Mühlwegs machen. Dort ist das technische Denkmal Doppelmühle Strötzbach zu finden, welches man in jedem Fall gesehen haben sollte, radelt man den Wanderweg ab. Die Mühle verfügt mit dem 9 Meter messenden Rad der Brückner Mühle über das größte Wasserrad des Kahltalwanderweges.
Von der Kahlmühle in Niedersteinbach fehlt jede Spur, so daß mit dem Gasthaus Herrenmühle der nun nächste Standort kommt, wo auch wieder bis auf den Namen nichts mehr auf den Mühlenstandort hindeutet.
Erst in Michelbach erreichen wir erneut einen Mühlenstandort. Es ist die ehem. Großmühle König, von der heute nur noch ein paar Fundamente übrig sind, da diese Zeilen geschrieben werden. Einst war es ein imposantes, mehrstöckiges Mühlengebäude mit zwei großen Francis-Schachtturbinen in liegender Bauweise, großem Mahlboden und einem großen Sichterboden mit drei Plansichtern.
Leider ist vom Gebäude nichts mehr übrig.
Es geht nun nach Alzenau, ein nicht sehr weiter Weg, wo wir hinter dem Rathaus die Reste der Hasenmühle finden. Reste von denen die Gemeindeverwaltung Alzenau nicht (mehr) wußte. Mühlenerhaltung geht anders und hier hat diese völlig versagt, denn die Hasenmühle ist komplett verlandet und verfallen.
Dies war die letzte Mühle des Wanderweges, bei allen anderen Standorten sind nur noch die Gebäude der Mühlenhöfe vorhanden, die Mühlen und Technik sind verschwunden. Wir erreichen daher nach einigen dieser traurigen Standorte des Gedenkens wieder den Ausgangspunkt Kahl am Main, wo wir auf den Parkplatz am Bahnhof zurückkehren.

Es ist ein großartiger Wanderweg in herrlichen Lage des Spessart, die meisten zwar verschwunden, aber doch einige großartige Highlights. Schade, daß viele Räder verfallen sind oder Mühlen nicht museal erhalten sind. Es fehlen Öffnungszeiten und Besichtungsmöglichkeiten, Mühlenläden und Infotafeln.
Daher kann diese Beschreibung nur unzureichend den Weg beschreiben und die Informationen ersetzen, die vor Ort nötig wären.
Für Mühlen-interessierte Radwanderer ist er jedoch absolut geeignet und es gibt in Deutschland kaum schönere Mühlenradwanderwege, wenn es überhaupt Mühlenradwanderwege dieser Art gibt.

Für alle Interessierte habe ich den Radwanderweg für Google Earth aufbereitet. Dieser Weg mag sich nicht für alle GPS Geräte eignen, da er in Google Earth rekonstruiert wurde, doch dies mag auch ein Verschulden meines GPS Trackers sein, der hier zu ungenau arbeitete. Doch habe ich mit dieser Datei es geschafft, auch die Mühlenstandorte zu markieren und die gesammelten Informationen zu den Mühlen zur Verfügung zu stellen, die entlang des Weges zu finden sind. Additional habe ich ein paar Mühlen abseits des Radweges ebenfalls hinzugefügt, die einen Besuch für Mühleninteressierte lohnen.
Diese sind leider zu weit weg, als das diese mit dem Fahhrrad einfach zu erreichen wären.

Die Tour-Datei kann man hier herunterladen, oder sich direkt in Google Maps anzeigen lassen.

 

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